GZ vom 31.10.2009 - Bericht von Bettina Ebeling
Ausschuss schlichtet Loipen-Ärger
Kompromiss zum Mühlenberg: Pächter duldet Langlauf-Tourismus, Ski-Club verzichtet aufs „Mulchen“
ALTENAU. Fallen Loipen unter die alten Hut-, Weide- und Wegerechte? Und was sagt der Biotopschutz dazu? Ein im vorletzten Winter entstandener Streit zwischen dem Ski-Club Altenau (SCA) und einem privaten Pächter kam im Bau- und Umweltausschuss der Stadt auf den Tisch und zu einem Kompromiss, mit dem offenbar alle leben können.
Es geht um ein landwirtschaftlich verpachtetes Wiesengrundstück am Mühlenberg, das der Kirchengemeinde gehört und im Sommer als Kuhweide genutzt wird und über das Jahre lang eine touristisch genutzte Langlaufloipe gespurt worden war. Als Unterlage für die Skispur hatte der Ski-Club immer Mulch (Rinden- oder sonstiger Pflanzenschredder) verwendet; zum einen um die Grasnarbe zu schonen und zum anderen, um den Fahrern des Spurfahrzeugs eine optische Orientierung zu geben, erläuterte SCA-Vorsitzender Bernd Pichler.
Alter Streit
Zu Letzterer dienten auch die Stangen, die zu Beginn der Schneeperiode entlang der Trasse ausgesteckt wurden, denn für den Spurgerätefahrer sei es unter winterlichen Bedingungen, in der Dämmerung, womöglich bei Nebel und Schneeverwehungen „extrem schwer, die Loipe immer streckengleich abzufahren“, unterstrich Pichler.
Hartmut Tolle, der die Wiese als neuer Pächter übernommen hatte, wehrte sich gegen die Loipe. Es kam zum Streit, wonach der SCA die Loipe im vergangenen Winter um das Grundstück herum legte und per Brief die Verwaltung um Klärung ersuchte.
Unkompliziert
Eberhard Mahlke, Geschäftsführer der Kurbetriebsgesellschaft (KBG) versuchte seinerseits zu ergründen, ob bezüglich dieses und weiterer Wiesengrundstücke irgendwelche Regelungen mit privaten Eigentümern über die Loipennutzung existierten, denn die vom SC gewählte Ausweichstrecke enthielt eine scharfe Kurve und erwies sich dadurch für die Gäste im Vergleich zur alten Route als deutlich schwieriger.
Die KBG habe Verträge mit der Forst über die touristische Nutzung, zu der eben auch der Skilanglauf zähle. Mit der privaten Seite hingegen, so gab es Manfred Schulz aus seiner Kenntnis wieder, sei über die Jahre ein von beiden Seiten unkompliziert gehandhabtes Gewohnheitsrecht eingetreten, das es beispielsweise auch ermögliche, nach Bedarf über Winter Weidezäune zu öffnen.
So dürfte es den Ski-Club verwundert haben, dass nach all den Jahren stillschweigenden Einverständnisses ein neuer Pächter mit der Mühlenbergwiese plötzlich Ärger machte. Den vom Sportverein geäußerten Verdacht, die Begrenzungsstangen weggenommen zu haben, bestreitet Tolle indessen und kritisierte seinerseits, dass er über die winterlichen Aktivitäten auf seiner Pachtfläche „noch nicht einmal informiert“ worden sei.
Problem Biotopschutz
Die Loipe als solche hätte ihn gar nicht gestört, erklärte der Pächter im Ausschuss, wohl aber die vom SCA veranlasste Vorbehandlung der Strecke. Denn die Wiese stehe unter Biotopschutz, und Mulchen gehöre dort „nicht zu den vorgesehenen Pflegearbeiten“. Folglich habe er sich dagegen verwahrt und werde es auch künftig nicht dulden.
Einer neuerlich drohenden Verhärtung der Fronten kam Bauausschussvorsitzender Gerhard Lindemann zuvor, der den sich abzeichnenden Kompromiss „im Sinne des Skitourismus, der für uns alle wichtig ist“, mit diplomatischem Geschick durch die Diskussion rettete: „Der Ski-Club mulcht nicht mehr, und Herr Tolle duldet die Loipe auf seiner Wiese. Wenn sich beide daran halten, dann wäre das Thema doch durch.“ Dem Vorschlag stimmten alle Beteiligten zu.

Winterbetrieb auf Oberharzer Bergwiesen: Für den Tourismus sind gespürte, auch für Ungeübte zu nutzende Loipen eminent wichtig. Archivfoto: Böhl
|